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Open Data – Begriff, Entwicklungsprozess, Bedeutung, Datenschutz

okfn_logoIm Juli 2014 hat das niederländische Amt für Statistik seinen vollständigen Datenbestand als open data zur Verfügung gestellt. In den Medien und in der Politik wird mittlerweile häufiger über das Thema open data diskutiert, aber das bedeutet der Begriff eigentlich und wie weit ist Deutschland im open data-Prozess? Was ist die wirtschaftliche Bedeutung von open data und wird der Datenschutz durch open data beeinträchtigt? Dieser Artikel wird die Fragen beantworten und einen Überblick über das Thema geben.

  1. Was bedeutet der Begriff open data?

Nach der Definition der gemeinnützigen Open Knowledge Stiftung werden Daten als offen bezeichnet, die jeder verwenden, wiederverwenden und verbreiten kann. Ebenso definieren die niederländischen Behörden open data als Daten, die öffentlich sind, kein Urheberrecht oder intellektuelles Eigentum verletzten, aus öffentlichen Mitteln finanziert werden, Standards für offene Daten erfüllen und maschinell lesbar sind. Öffentliche Datenbestände wie die vom Amt für Statistik sind open data. Diese Daten werden in Ausführung einer öffentlichen Aufgabe und mit öffentlichen Mitteln zusammengestellt. Besonders wichtig ist, dass Verwender die Datenbestände einfach finden können und diese ohne Beschränkungen wiederverwenden können.

Open data haben daher nicht nur eine wirtschaftliche Bedeutung, sondern vergrößern zusätzlich die Offenheit und Transparenz der Obrigkeit.

 

  1. Wie offen ist Deutschland?

Auf dem Open Data Index, den die Open Knowledge Stiftung herausgegeben hat, steht Deutschland nur auf Platz 38, hinter Ländern wie China und Russland, die ansonsten nicht für liberale Informationspolitik bekannt sind. Dieser Index misst die Qualität und die Verfügbarkeit von Daten, die durch den Staat herausgegeben werden. Allerdings gibt der Index nur eine Momentaufnahme des Entwicklungsstandes der offenen Daten von Oktober 2013 wider.

Als negativ bewertet wurde unter anderem, dass Deutschland keine öffentlich verfügbaren Fahrpläne für den öffentlichen Nahverkehr für Gesamtdeutschland hat, dass Informationen über die Ausgaben der öffentlichen Hand nicht öffentlich verfügbar sind, dass das Unternehmensregister nicht kostenlos ist, dass nationale Statistiken nicht zertifiziert sind und dass gar die deutschen Postleitzahlen mit den dazugehörigen Koordinaten nicht online verfügbar sind.

Im Gegensatz zu Deutschland taten sich die Niederlande positiv hervor und erreichten Platz fünf. Hier ist man Deutschland in Sachen open data um einige Schritte voraus. Der Index kritisiert nur, dass Informationen über die Ausgaben der öffentlichen Hand nicht öffentlich verfügbar sind und dass sich das Handelsregister nicht kostenlos abrufen lässt.

 

  1. Potenzial für Unternehmen

Durch das Kombinieren und Zusammenfügen von mehreren offenen Datensätzen ergeben sich viele neue Möglichkeiten. Diese Umwandlung von unstrukturierten Datensätzen in brauchbare Daten ist jedoch sehr kompliziert und zeitaufwendig.

Aus diesem Umstand machen Unternehmen, vor allem innovative Start-ups, Profit, indem sie das Ordnen und Verarbeiten von Datensätzen auf die Wünsche ihrer jeweiligen Kunden abgestimmt anbieten. Die Start-ups kombinieren häufig offene Datensätze aus verschiedenen Quellen um so detaillierte Informationen zu sammeln. Dadurch ist eine völlig neue Branche entstanden. Nach der Meinung von Experten können auch Verwaltungsprozesse durch die Verwendung von open data effizienter und nachhaltiger gestaltet werden.

 

  1. Datenschutz

Datenschützer warnen, dass durch das Kombinieren von Datensätzen die Sicherheit persönlicher Daten in Gefahr ist. Zwar werden offene Daten nur anonymisiert angeboten, doch durch Fortschritte in der Technologie und den Umfang der vorhandenen Quellen reicht die angewandte Anonymisierungsmethode nicht mehr aus um genügend Schutz zu bieten. Für große Unternehmen mit vielen eigenen Datenbeständen über ihre Kunden ist es möglich durch das Kombinieren von open data ein detailliertes Profil von ihren individuellen Kunden zu erstellen, wodurch präzise Schlussfolgerungen gezogen werden können. Dabei geht es nicht nur um kommerzielle Belange wie Interessen und Bedürfnisse der individuellen Kunden, sondern auch um sehr persönliche Daten wie Kreditwürdigkeit.

In Deutschland gilt das Bundesdatenschutzgesetz aus 1977, welches seitdem kontinuierlich an die aktuellen Entwicklungen angepasst worden ist. Im August 2014 hat die Bundesregierung eine weitere Änderung des Bundesdatenschutzgesetzes beschlossen. Im Zuge dieser Gesetzesänderung wird eine neue oberste Bundesbehörde für Datenschutz und Informationsfreiheit mit Sitz in Bonn ab dem 1. Januar 2016 errichtet. Dennoch bleibt es fraglich, ob das Bundesdatenschutzgesetz noch einen ausreichenden Datenschutz in Zeiten fortwährender technologischer Entwicklungen gewährleisten kann.

Die EU-Kommission hat bereits 2012 im Rahmen ihres Initiativrechts einen Vorschlag für eine Verordnung zum Schutz natürlicher Personen bei der Verarbeitung personenbezogener Daten und zum freien Datenverkehr (Datenschutz-Grundverordnung) vorgelegt. Diese Verordnung soll die geltende europäische Richtlinie aus 1995 ablösen. Der Vorschlag befindet sich zur Zeit noch in der Beratungsphase im Europäischen Parlament und im Rat der Europäischen Union.

 

Helen Picker