Der Internationale Tag des Sports für Entwicklung und Frieden (IDSDP), der jährlich am 6. April begangen wird, bietet die Gelegenheit, die positive Rolle des Sports und der körperlichen Betätigung in Gemeinschaften und im Leben der Menschen auf der ganzen Welt zu würdigen.
Sport in aller Form genießt einen hohen Stellenwert auf professioneller Ebene oder im Alltag, dient der grundlegenden Stärkung sozialer Bindungen und fördert die nachhaltige Entwicklung und Frieden sowie Solidarität und Respekt für alle. Diese Werte werden vor allem bei den Olympischen und Paralympischen Spielen von Sportlern und Zuschauern auf der ganzen Welt weitergegeben und grundlegend getragen.
Doch geht es bei den Spielen nicht nur um die Wettkämpfe um die begehrten Medaillen, sondern auch um die Sicherheit der an den Spielen teilnehmenden Sportler. Im Zuge dessen berichtete die World Intellectual Property Organization(WIPO) über den Einsatz von Prothesen bei den Paralympischen Winterspielen in Beijing, die im März 2022 stattfanden, besonders im Bereich Ski und Snowboard.
Bevor Sportprothesen entwickelt wurden, schien dieErreichung von Höchstleistung für Sportler mit Handicapunmöglich, da Alltagsprothesen für eine derartige Belastung nicht konstruiert sind. Dies hielt Skifahrer, die nach einer Amputation mit nur einem Bein fuhren, jedoch nicht von der Ausübung des Sports ab.
Vor der Erfindung spezieller Sportprothesen mussten Profisportler auf andere Lösungen zurückgreifen. So verlangte das Internationale Paralympische Komitee (IPC) von Parasportlern in alpinen Disziplinen, dass sie einen Ski- oder Snowboardschuh auf ihre Prothese montieren. Doch diese Methode war mit vielen Risiken verbunden, da die Sportler keinen festen Halt in ihrer Ausrüstung hatten.
Nun wurde die Wintersportprothese ProCarve von Ottobockentwickelt, die die Probleme der Haftung beheben sollte. Denn sie stellt eine direkte Verbindung zwischen Beinprothese und Sportgerät dar. Die Skier werden mit der Erfindung direkt am Prothesenfuß verbunden. Unterschenkelamputierte, die noch über intakte Knie verfügen, nutzen nur das Fußteil der Prothese mit einer Dämpfung.
Im Frühjahr 2021 wurde das Patent an Ottobock als Erfinder erteilt. Patente werden für Erfindungen auf allen Gebieten der Technik erteilt, sofern sie neu sind, auf einer erfinderischen Tätigkeit beruhen und gewerblich anwendbar sind. Eine Erfindung gilt als neu, wenn sie nicht zum Stand der Technik gehört. Der Stand der Technik umfasst dabei alle Kenntnisse, die vor dem für den Zeitraum der Anmeldung maßgeblichen Tag durch schriftliche oder mündliche Beschreibung, durch Benutzung oder in sonstiger Weise der Öffentlichkeit zugänglich gemacht worden ist. Das Patent hat die Wirkung, dass allein der Patentinhaber befugt ist, die patentierte Erfindung im Rahmen des geltenden Rechts zu benutzen. Die Nutzung durch Dritte ist nur durch die Zustimmung des Erfinders gestattet. Das Patent dauert zwanzig Jahre, beginnend mit dem Folgetag der Anmeldung.
Im Hinblick auf die Winterspiele verfügt das patentierte ProCarve-System über einen Entriegelungsmechanismus für das Sitzen im Sessellift und einen einstellbarenDämpfungsmechanismus, um Unebenheiten im Gelände auszugleichen. Es besteht aus einen monozentrischen Sportkniegelenk aus Aluminium, das mit einem Entriegelungsmechanismus für das Hinsetzen im Sessellift ausgestattet ist.
Das Innovative an den ProCarve-Prothesen ist der Einsatz von Bewegungssensorik. Diese kinematischen Sensoren erfassen an einem zentralen Punkt alle nötigen geometrischen Bewegungseigenschaften. Die Prothese ist daher so konstruiert, dass es Unebenheiten auf der Piste ausgleicht. Durch die hydraulische Dämpfung wird die Luft in der Prothese durch eine pneumatische Dämpfung verdrängt. Dazu verwenden die Sportler kleine Luftpumpen, mit denen sie die Härte und Steifigkeit ihrer Beinprothese einstellen können. Dies dient insbesondere der Anpassung der Schneebedingungen.
Das IPC hat die patentierte Prothese für den Einsatz bei der Paralympischen Spielen zugelassen, da Studien ihre Sicherheit bestätigen konnten.
Auch die Sportler berichten von einer deutlichen Verbesserung ihrer Leistungsfähigkeit und ihrer Sicherheit. Denn die Parasportler müssen sich vollkommen auf ihre Prothesen verlassen können. So kann gewährleistet werden, dass sie ohne die Sorgen um ihre Sicherheit an den Spielen teilnehmen und ihre Höchstleistung unter Beweis stellen können.
Virginia Bagirian